#ForkToFarm Factsheet

#ForkToFarm

Bioabfalltrennung im Kampf gegen den Klimawandel

Angesichts von 131 kg verschwendeter Lebensmittel pro Kopf in der EU im Jahr 2021 spielen
Strategien zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen eine Schlüsselrolle bei der
Minimierung der Treibhausgasemissionen in der EU. Allerdings kann die Vermeidung nicht
allein stehen; es wird geschätzt, dass etwa 222 kg Biomüll pro Kopf in jedem Jahr in der EU
anfallen. Es bedarf deswegen eines Konzepts, um das Potenzial dieses Abfallstroms voll zu
nutzen. Bioabfall bezieht sich auf biologisch abbaubare Materialien wie Garten- und
Parkabfälle sowie auf Lebensmittel- und Küchenabfälle aus Haushalten, Restaurants, von
Caterern und Einzelhandelsbetrieben.

Warum müssen wir Biomüll vom restlichen Müll trennen?

Am 1. Januar 2024 trat ein neues Mandat für alle EU-Länder zur getrennten Sammlung von
Bioabfällen in Kraft. Das bedeutet, dass alle 27 Mitgliedstaaten gesetzlich verpflichtet sind,
Dienste anzubieten, die es Bürgern und Unternehmen ermöglichen, ihre Lebensmittel- und
Gartenabfälle von anderen Abfallströmen wie Pappe, Metall oder Restmüll zu trennen.

Die Trennung von Bioabfällen mag einigen Bürgern zunächst lästig erscheinen, da sie
vielleicht Bedenken wegen der Geruchsbelästigung oder des Platzmangels bei der Lagerung
haben. Mit der richtigen Einrichtung wird Bioabfall jedoch zu einer wertvollen
Gemeinschaftsressource, die mehrere ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche
Vorteile bietet. Beispielsweise würde die Umleitung von Lebensmittelabfällen aus Deponien
die Methanemissionen in der EU erheblich reduzieren, da der Abfallsektor der zweitgrößte
Verursacher dieses starken Treibhausgases in der EU ist.

Zu den weiteren Vorteilen gehören die Verbesserung der Gesundheit der ausgelaugten
Böden in Europa mit Hilfe von zusätzlichem Kompost und Gärresten sowie
Kosteneinsparungen für die Kommunen durch ein optimiertes Sammelsystem. Ein gutes
Programm für die Sammlung von Lebensmittelabfällen bedeutet zum Beispiel, dass Restmüll
viel seltener gesammelt werden muss, wobei andere Wertstoffe mit größerer
Wahrscheinlichkeit sauberer sind und daher einen höheren Wert für den
Sekundärstoffmarkt haben.

Wie sieht die getrennte Sammlung aus? 

Einige Gemeinden sammeln Bioabfälle nach dem Haus-zu-Haus-Modell (d.h. direkt vor der
Haustür des Nutzers) und holen sie an bestimmten Wochentagen ab, während andere
spezielle Abgabestellen einrichten (in manchen EU-Ländern, nicht in Deutschland, auch
Straßencontainer für die 24-Stunden-Entsorgung).

Allerdings sind nicht alle Systeme gleich; Daten zeigen durchweg, dass Tür-zu-TürSysteme die besten Ergebnisse liefern, insbesondere dort, wo das System auf die
lokale Gemeinschaft und ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist und die richtigen Anreize bietet.
Es hat sich gezeigt, dass wirksame Strategien wie „Pay-as-you-throw“-Systeme oder Strafen
bei Nichteinhaltung die Beteiligung deutlich erhöhen und das Endergebnis verbessern
können.

Aber es gibt auch kleine Schritte, die eine Gemeinde unternehmen kann, um die Leistung zu
steigern. Zweimal wöchentliches Einsammeln von Lebensmittelabfällen in wärmeren
Klimazonen, kleinere Tonnen für Restmüll oder das Angebot von Kompostieranlagen für
Haushalte mit Gärten sind alles Mittel, die nachweislich zu wirtschaftlichen und
ökologischen Vorteilen führen.

Wie kommen die Mitgliedstaaten ihren Verpflichtungen nach?

Im Juli 2024 hat die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet
aufgrund der mangelnden Einhaltung der EU-Ziele für die Abfallsammlung und das
Recycling; 18 der 27 Mitgliedstaaten haben das Recyclingziel für 2020 nicht erreicht, wonach
50 % der Siedlungsabfälle für die Wiederverwendung und das Recycling vorbereitet werden
müssen, einschließlich Bioabfälle.

Das bedeutet, dass zwei Drittel der EU-Länder derzeit ihren Verpflichtungen nicht
nachkommen, was es ihnen nicht nur erschwert, die anstehenden Recyclingziele für 2025,
2030 und 2035 zu erreichen, sondern auch den Übergang zu einem stärker
kreislauforientierten Europa innerhalb der planetarischen Grenzen zu unterstützen.

Lokale Gemeinschaften an vorderster Front des Wandels, #ForkToFarm

Um den derzeitigen Stillstand bei der Nichteinhaltung und der unwirksamen Umsetzung zu
bekämpfen, hat Zero Waste Europe (ZWE) die #ForkToFarm-Kampagne ins Leben gerufen, in
Zusammenarbeit mit sieben Mitgliedsinitiativen: Zero Waste Montenegro, The Polish Zero
Waste Association, Friends of the Earth Slovakia, Friends of the Earth Bulgaria, ZERO, Zero
Waste Alliance Ukraine und Zero Waste France.

Die am 9. April 2024, 100 Tage nach Inkrafttreten der EU-Bioabfallverordnung, gestartete
Kampagne unterstützt lokale Gemeinschaften bei der Umsetzung einer besseren
Bioabfallbewirtschaftung, schärft das Bewusstsein für wirksame Lösungen und gibt den
Entscheidungsträgern in der EU Hinweise zur Schaffung günstiger Bedingungen für solche
Systeme.

Von der Mülldeponie zur kommunalen Kompostierung in Montenegro

Die Arbeit in Montenegro ist ein Beispiel für das Hauptziel der Kampagne, nämlich
interessierten Kommunen Beratung und Unterstützung zu bieten. Trotz der
schwierigen Ausgangssituation mit einer Abfallwirtschaft, die weitgehend auf die
Deponierung von (93% der Siedlungsabfälle wurde 2021 deponiert) hat Zero Waste
Montenegro mit den Gemeinden Podgorica, Danilovgrad und Tuzi zusammengearbeitet, um
Pilotprojekte zur getrennten Sammlung und Kompostierung in den Gemeinden
durchzuführen.

Bislang haben die Pilotprojekte eine starke Unterstützung durch die Gemeinden erfahren.
Podgorica hat sogar den Bau einer kommunalen Kompostieranlage genehmigt, um die
Einwohner noch stärker für eine effiziente und nachhaltige Bioabfallbewirtschaftung zu
gewinnen.

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